Die Rosenheim-Cops

“Love Scam”: Wenn der Rosenheim Cop ein Betrüger ist

Im Fernsehen lösen sie Mordfälle, im echten Leben wurden sie selbst Opfer von Betrügern. Die Rosenheim Cops warnen vor modernen Heiratsschwindlern.

Georg Eisenreich, Schauspieler Dieter Fischer, Schauspieler Igor Jeftić , Innenminister Joachim Herrmann

Als Ermittler “Sven Hansen” steht der Schauspieler Igor Jeftić mittlerweile seit 16 Jahren vor der Kamera. Durch die beliebte ZDF-Serie “Die Rosenheim Cops” ist er einem Millionenpublikum bekannt – und mindestens einem Betrüger. Jeftić konnte nicht glauben, dass seine Identität dafür benutzt wurde, eine ältere Dame aus Oberbayern um insgesamt 35.000 Euro zu erleichtern.

Der Facebook-Account des Schauspielers wurde gehackt. Die Dame war sich sicher, mit dem echten Igor Jeftić zu kommunizieren. Und der Schauspieler selbst hatte “Sorge, dass ich jetzt beweisen muss, dass ich das nicht bin”.

Betrug mit falscher Identität

Dass es sich um eine falsche Identität handelt, konnten die Ermittler schnell klären. Dennoch bleibt auch für den Schauspieler ein komisches Gefühl zurück. Seine Identität wurde gestohlen, damit eine ältere Dame betrogen werden kann. Ihr wurde vorgespielt, der Schauspieler habe finanzielle Probleme, stecke in einer Scheidung und brauche dringend Hilfe. Ans Licht kam der Betrug erst, als sich die Betroffene an ihre Familie wandte.

Perfide Methoden beim “modernen Heiratsschwindel”

Das Prinzip des Heiratsschwindels hat sich auch in der modernen Kommunikation nicht geändert. Menschen werden mit falschen (Liebes-)Versprechen dazu gebracht, ihre Ersparnisse einem Betrüger zu geben. Nur die Form ist neu: Die Täter nutzen Dating-Plattformen und soziale Netzwerke, mit dem Unterschied, dass sich Opfer und Täter mittlerweile gar nicht mehr persönlich kennen müssen. Aus dem Heiratsschwindel wird im Internetzeitalter nun “Love Scam”.

Justizminister Georg Eisenreich (CSU), beschreibt, die “perfiden Liebesbetrüger” stehlen die Identitäten von Prominenten, schreiben potenzielle Opfer unter dem prominenten Namen an und bitten mit erfundenen Notlagen um Geld.

Millionenschaden durch “Love Scam”

Allein im vergangenen Jahr sind nach Angaben des Bayerischen Justizministeriums 450 Fälle von “Love Scam” angezeigt worden. Die Täter konnten dabei insgesamt 5,3 Millionen Euro erbeuten. Vermutlich sind die Zahlen noch viel höher, wie Justizminister Eisenreich vermutet: “Viele bringen die Tat aus Scham erst gar nicht zur Anzeige.” Doch er betont auch, niemand sei davor gefeit, Opfer eines solchen Betrugs zu werden.

Alarmglocken Telegram und Geldforderung

Es gibt bei dieser Form des Internetbetrugs mehrere Alarmstufen, die potentielle Opfer hellhörig werden lassen sollten. Betroffene sollten sich die Frage stellen, ob es sein kann, dass dieser Mensch im Chat nun wirklich dieser eine prominente Schauspieler ist. Wenn zudem gefordert werde, die Kommunikation auf einen anderen Kanal wie zum Beispiel Telegram zu ziehen, ist dies meist ein Zeichen von Betrug. Auf diesen Plattformen sind die Wege weitaus verschlungener als beispielsweise auf Facebook. Und Alarmstufe Rot sollte herrschen, wenn – und sei es noch so höflich – um Geld gebeten wird.

Tipp: Angehörige, Banken, Polizei einweihen

Selbst wenn sich die Geschichte, die den Betroffenen aufgetischt wird, noch so plausibel anhört, Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rät, niemals sofort und ohne Absprache mit anderen zu handeln. Jemandem, den man nie persönlich getroffen habe, sollte man auch nie Geld überweisen, so Herrmann. Es empfehle sich immer, einen Angehörigen einzuweihen. Auch Bankmitarbeiter seien sensibilisiert, wenn plötzlich eine ältere Dame einen großen Geldbetrag überweisen möchte. Doch so weit sollte es laut Herrmann erst gar nicht kommen: “Werden Sie hellhörig, bei der Aufforderung zur Überweisung oder Übergabe von Geld. Beim geringsten Verdacht bitte sofort die Polizei einschalten!”

Opfer glaubt dem Schauspieler bis heute nicht

Wie perfekt die Masche der Betrüger funktioniert, hat Schauspieler Igor Jeftić am eigenen Leib erfahren. Denn als er die Möglichkeit hatte, mit dem Opfer seines Identitätsdiebstahls zu sprechen, wollte die ihm zunächst nicht glauben. Jeftić erzählt, die ältere Dame “hat bis zuletzt nicht geglaubt, dass ich es nicht bin”. Erst nach längeren Gesprächen zeigte sie den bis heute unbekannten Betrüger an.

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